11. Stephani-Ritt 2024 nach Schwarzensee mit 50 Pferden

Aus unseren Vereinen | 1. Hirtenberger Reit- und Fahrverein (2.1.2025) – Am 26. Dezember, dem 2. Weihnachtsfeiertag, wird des ersten Märtyrers der Christenheit (Erzmärtyrer), des heiligen Stephanus, gedacht. Daher trägt dieser Tag die Bezeichnung Stefanitag. Die Stephani-Ritte zählen in Österreich zu den ältesten Kulturereignissen rund ums Ross! Zudem ist dieser Traditionsritt mit keltischen Wurzeln der älteste Brauch am 26. Dezember in Österreich. In Niederösterreich hat man vor über zehn Jahren die Initiative ergriffen, wieder Stephani-Ritte zu etablieren – damals neu: in Gallbrunn an den südlichen Hängen des Arbesthaler Hügellands und in Schwarzensee im südlichen Wienerwald.

Das Pferd der Österreichischen Staatsmeisterin in der Vielseitigkeit Charlotte Dobretsberger wird von Wallfahrtsseelsorger Pater Ägidius im Rahmen des Stephani-Ritts 2024 in Schwarzensee gesegnet. Obmann Norbert Linsbichler des „Ersten Hirtenberger Reit- und Fahrvereins“ gibt dem Pferd Brot und Salz. © privat

Das Pferd der Österreichischen Staatsmeisterin in der Vielseitigkeit Charlotte Dobretsberger wird von Wallfahrtsseelsorger Pater Ägidius im Rahmen des Stephani-Ritts 2024 in Schwarzensee gesegnet. Obmann Norbert Linsbichler des „Ersten Hirtenberger Reit- und Fahrvereins“ gibt dem Pferd Brot und Salz. © privat

Ein typisches Charakteristikum der Stephani-Ritte ist bis heute, dass sie der Weihnachtszeit entsprechend in Schlichtheit und Stille durchgeführt werden. In einigen alpinen Gebieten waren die Stephani-Ritte in historischen Zeiten mit alten Wachsopfertraditionen am 26. Dezember verbunden, indem die Reiter rote Wachsschnüre dem heiligen Stephanus opferten. Die Farbe Rot ist der Hinweis, dass Stephanus sein Leben für Christus mit dem Blut bezeugt hat. Der Erzmärtyrer Stephanus ist zudem auch der älteste Rosspatron! Im Laufe der Zeit wurden zunehmend andere Heilige an seiner Stelle als Pferdepatrone verehrt. Die neue Form einer roten Votivkerze seit einigen Jahren in Schwarzensee und seit 2024 auch in Gallbrunn ist von den alten Wachsopfertraditionen bei Stephani-Ritten in alpinen Gebieten abgeleitet und wurde an beiden Orten vom Referat »Kultur und Pferd« des Niederösterreichischen Pferdesportverbandes NOEPS initiiert.

Der Schwarzenseer Stephani-Ritt kann seit Anfang an als Vorzeigemodell gesehen werden.

Kaum bekannt:
Es war seinerzeit geplant, dass der Bauer Josef Kantusch Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Klausen-Leopoldsdorf (Bezirk Baden) werden sollte. Doch es kam anders. Kantusch entschied sich für die geistliche Laufbahn und wurde, wie ansonst kaum üblich, Pfarrer seiner Heimatgemeinde. Seine Beliebtheit und sein Geschick führten zu seiner Ernennung zum Dechanten von Heiligenkreuz. Der Dechant zeichnete sich zudem durch ein großes Wissen und eine Vorliebe für die kirchliche Brauchtumspflege sowie durch eine starke Zielstrebigkeit aus. Obwohl er selbst aus zeitlichen Gründen nie am Stephani-Ritt teilnehmen konnte, hat er von Beginn an mit Leidenschaft im Hintergrund die Fäden für den religiösen Teil des Stephani-Ritts gezogen und für den für Schwarzensee (Pfarre Maria Raisenmarkt) zuständigen Pfarrer einen guten Ablauf geschaffen. Ja, er hat auch in den ersten Jahren, bis sich alles von alleine einspielte, persönlich dafür gesorgt, dass der Seelsorger von Schwarzensee ein für diese Traditionsfeier entsprechend würdiges kirchliches Gewand anlegte. Dechant Kantusch schaut jetzt von oben auf den Stephani-Ritt und wird sich bestimmt freuen, dass seine geistlichen Mitbrüder alles im Sinne des religiösen Brauchtums weiterhin pflegen.

Bekannt:
Die Idee zur Durchführung eines Stephani-Ritts nach Schwarzensee wurde im Jahre 2014 von Obmann Manfred Wöhrer des „Ersten Hirtenberger Reit- und Fahrvereins“ aufgegriffen und seit Anfang an tritt der Pferdesportverein als Veranstalter auf. Obmann Wöhrer hat den Kerzenständer mit einem Hufeisen seines Pferdes für das Bild des heiligen Stephanus in der Wallfahrtskirche Schwarzensee geschmiedet. Alljährlich entzündet dort der Obmann des „Ersten Hirtenberger Reit- und Fahrvereins“ eine rote Stephani-Kerze am 26. Dezember. Seinem Nachfolger als Obmann, Norbert Linsbichler, ist es ein Anliegen, für eine Durchführung zu sorgen, die mit dem heimischen Brauchtum konform geht. Obmann Linsbichler hat im Fernseh-Interview 2023 kurz und bündig unmissverständlich die Ansage gemacht, dass Pferdefreunde beim Stephani-Ritt willkommen sind, jedoch nicht jene, die meinen mit einer roten Zipfelmütze (Anm: Symbol des Weihnachtsmanns) erscheinen zu müssen. Die authentische Traditionspflege weckt das Interesse und führt auch zum Zuspruch. Gratulation an alle Beteiligten des Schwarzenseer Stephani-Ritts für die authentische Gestaltung!

Für die stimmige Gestaltung des Stephani-Ritts in Schwarzensee tragen viele bei: Wallfahrtsseelsorger Pater Ägidius von Schwarzensee zeichnet für die würdige kirchliche Feier verantwortlich. Der für Schwarzensee zuständige Bürgermeister Johann Miedl von der Marktgemeinde Weißenbach an der Triesting organisiert die Platzreservierung und den Stephani-Wein, Familie Winter des Pferdehofs Schwarzensee trägt zur lokalen Platzgestaltung bei, der Erste Hirtenberger Reit- und Fahrverein tritt als Veranstalter auf und kümmert sich mit Kassierin Gertrude Köröcz und Team um die Verpflegung, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hoch zu Ross und mit den Gespannen sind die wesentlichen Trägerinnen und Träger dieser Traditionsveranstaltung, die Gäste bekunden ihren Zuspruch und und und … Das Referat »Kultur und Pferd« des Niederösterreichischen Pferdesportverbandes NOEPS hat den Impuls zum Stephani-Ritt nach Schwarzensee gegeben und unterstützt in unterschiedlicher Weise.

Entzünden der roten Votiv-Kerze beim barocken Stephanus-Bild im Längsschiff der Wallfahrtskirche Scharzensee durch Obmann Norbert Linsbichler vom Verein  „Erster Hirtenberger Reit- und Fahrverein“ am 26. Dezember 2024. Wallfahrtsseelsorger Pater Ägidius beobachtet mit Freude diese Zeremonie. © privat

Entzünden der roten Votiv-Kerze beim barocken Stephanus-Bild im Längsschiff der Wallfahrtskirche Scharzensee durch Obmann Norbert Linsbichler vom Verein „Erster Hirtenberger Reit- und Fahrverein“ am 26. Dezember 2024. Wallfahrtsseelsorger Pater Ägidius beobachtet mit Freude diese Zeremonie. © privat

Stephani-Ritt 2024

In diesem Jahr wurden von Karl Tandaric vom „Ersten Hirtenberger Reit- und Fahrverein“ 50 Pferde gezählt. Der Niederösterreichische Pferdesportverband NOEPS war in diesem Jahr durch Tierschutzreferenten Max Dobretsberger und Kulturreferenten Otto Kurt Knoll vertreten.

Seit Anbeginn hat Bürgermeister Johann Miedl mit Bescheidenheit den Stephani-Ritt unterstützt. Ihm sei an dieser Stelle ein besonderer Dank ausgesprochen, da er aus freien Stücken ab der neuen Periode des Gemeinderates Weißenbach an der Triesting diesem ab 2025 nicht mehr angehören wird. Bürgermeister Miedl hat erklärt, weiterhin dem Stephani-Ritt die Treue zu erweisen wird, und er ist zuversichtlich, dass sein Nachfolger gleichsam diesen Weg beschreiten wird. Der erfahrene Bürgermeister ist sich der Bedeutung des Stephani-Ritts für die gesamte Wienerwaldregion und für Niederösterreich bewusst und spricht das auch deutlich aus.

Ob mancher für 2025 gefasster Vorsatz Realität wird, wird sich beim 12. Stephani-Ritt zeigen: So haben die Nationalratsabgeordnete Carmen Jeitler-Cincelli und der NÖ Landtagsabgeordnete Peter Gerstner gemeint, dass sie im nächsten Jahr mitreiten werden.

Norbert Linsbichler, Obmann des „Ersten Hirtenberger Reit- und Fahrvereins“: Es freut mich, dass unser Pferdesportverein mit dem Stephani-Ritt nach Schwarzensee zur Pflege des Pferdebrauchtums beiträgt, und ich danke im Namen des Vereins allen, die zum Erfolg beitragen. Mittlerweile hat sich der Bekanntheitsgrad unseres Traditionsritts auf ganz Niederösterreich ausgedehnt. Für uns als „Ersten Hirtenberger Reit- und Fahrverein“ ist das Jahr 2026 ein besonderes Jahr. Wir werden das 50-jährige Bestandsjubiläum unseres Pferdesportvereins feiern. Wir finden als guten Zeitpunkt, mit dem 12. Stephani-Ritt am 26. Dezember 2025 den Auftakt zum Jubiläumjahr zu geben. Ich lade alle ein, mit der Teilnahme am 12. Stephani-Ritt mit unserem Verein das 50-Jahrjubiläum einzuläuten.

 

Otto Kurt Knoll, Kulturreferent des Niederösterreichischen Pferdesportverbandes NOEPS: Mit ein wenig Schmunzeln formuliert ist der Stephani-Ritt nach Schwarzensee ein Geheimtipp für all jene, die Landes- und Staatsmeisterschaften oder sogar Olympiamedaillen im Pferdesport gewinnen wollen. Es gibt dafür keine Garantie, jedoch kann man es ausprobieren. Die Österreichische Staatsmeisterin in der Vielseitigkeit Charlotte Dobretsberger ist von der positiven Auswirkung der Teilnahme beim Stephani-Ritt in Schwarzensee überzeugt. –  Mit ernsthafter Deutlichkeit formuliert, ist für mich der Stephani-Ritt eines unter vielen Beispielen, die davon Zeugnis geben, wie sehr das Thema „Kultur und Pferd“ in der Pferdewelt, der breiten Öffentlichkeit und in den Medien Zuspruch findet. Die Qualität der authentischen Gestaltung kann wohl auch daraus abgeleitet werden, dass innerhalb von zehn Jahren viermal eine Berichterstattung durch den ORF in NÖ HEUTE und einmal durch SERVUS TV erfolgte. Jährlich berichtet die KRONENZEITUNG NÖ, oftmals die NÖN Baden und die Bezirksblätter Triestingtal, einige andere Medien sowie die österreichischen Pferdemedien über den Stephani-Ritt im südlichen Wienerwald. Kenner der Medienszene wissen um die Bedeutung und den Wert dieser Medienpräsenz. Es freut mich, dass ich im Sinne „Partner in der Natur“ den NÖ Jagdverband vor einigen Jahren gewinnen konnte, die Jagdhornbläsergruppe Hermann Löns alljährlich als Grußbotschafter zum Schwarzenseer Stephani-Ritt zu entsenden. Ich bin überzeugt, dass durch die kulturelle Dimension des Pferdes mittel- und langfristig wesentliche Impulse für die Zukunft des Pferdesports gegeben werden können.