Antonius-Fest und Eselsegnung im Kapuzinerkloster Wiener Neustadt

Am 13. Juni 2019 wird in der Klosterkirche des Kapuzinerklosters Wiener Neustadt erstmals ein Gemälde, dass das Eselwunder des hl. Antonius von Padua darstellt, zur Verehrung aufgestellt. Es handelt sich um eine Leihgabe des Kapuzinerklosters Meran (Südtirol) und wurde im 17. Jahrhundert gemalt. Das barocke Ölgemälde stammt aus jenem Jahrhundert, indem die Kapuzinerbrüder erstmals ihre Seelsorgetätigkeit in Wiener Neustadt aufgenommen haben.

Eselwunder des hl. Antonius von Padua, Kapuzinerkloster Meran (Südtirol). © Kapuzinerprovinz Österreich-Südtirol

Eselwunder des hl. Antonius von Padua, Kapuzinerkloster Meran (Südtirol). © Kapuzinerprovinz Österreich-Südtirol

Miriam Trojer, Provinzarchivarin der Kapuzinerprovinz Österreich-Südtirol: Das Ölgemälde aus dem 17. Jahrhundert, das sich für gewöhnlich im Kapuzinerkloster in Meran befindet, zeigt das Eselwunder des hl. Antonius von Padua, der im Priestergewand und mit Hostienmonstranz dargestellt wird. Bei den Kapuzinern in Österreich findet sich keine weitere derartige Darstellung, weshalb dieses Bild als Besonderheit in der Kapuzinerprovinz Österreich-Südtirol gilt.

Eselsegnung im Klostergarten bei der Statue des hl. Antonius von Padua
Zu dieser Feier wird eingeladen mit Esel, Maulesel und Maultiere zu kommen und diese segnen zu lassen. Antonia, Franzi und Clara werden an diesem Tag auch gesegnet.
Glaskünstlerin Hilde Kuchler (Glasgalerie Kuchlerhaus) hat nach ihren eigen Aussagen den weltweit ersten lebensgroßen Esel aus Glassteinen für den Klostergarten der Wiener Neustädter Kapuziner geschafffen. Klaus Schneeberger (Bürgermeister der Stadt Wiener Neustadt) enthüllte im Rahmen der 1. Österreichischen Eselfachtagung am 6. April 2019 den Glasesel und gab der Eselin den Namen Antonia.

Eselsegnung Kapuzinerkloster Wiener Neustadt (Niederösterreich). © Kapuzinerprovinz Österreich-Südtirol

Eselsegnung Kapuzinerkloster Wiener Neustadt (Niederösterreich). © Kapuzinerprovinz Österreich-Südtirol

Antonia in Anlehnung an den hl. Antonius von Padua, der wie kaum bekannt ist, Patron der Esel ist. Bei diesem Festakt wurden die beiden Eselstuten Franzi (nach Franz von Assisi und in Anlehnung an die Eselstute namens Franzi aus dem Heimatfilm “Bruder Martin” mit Paul Hörbiger als Bettelbruder “Bruder Martin”) und Clara (nach Clara von Assisi), die seit Frühjahr 2019 bei den Kapuzinern in Wiener Neustadt Einzug gehalten haben, der Öffentlichkeit präsentiert. Hilde Kuchler hat erstmals weltweit einen besonderen und künstlerisch wertvollen Glasesel geschaffen. Mit Franzi und Claras sind erstmals zwei Damen in den Männerorden der Kapuziner “aufgenommen” worden. Diese drei Eseldamen verbindet die braune Fellfarbe und sie sind Auslöser dafür, dass mit Humor in Anlehnung an die braunen Kutten der Kapuziner, die braunen Eseln als “Kapuzineresel” bezeichnet werden.

Die Eselsegnung ist auf die 1. Österreichische Eselfachtagung zurückzuführen. Den Bericht dazu gibt es hier.

Donnerstag, 13. Juni 2019 – Fest des hl. Antonius von Padua
6.30 Uhr Antonius-Messe und Antonius-Einzelsegen in der Kapuzinerkirche Wiener Neustadt
9.00 Uhr Antonius-Festmesse und Antonius-Einzelsegen in der Kapuzinerkirche Wiener Neustadt
18.00 Uhr Eselsegnung im Klostergarten der Kapuziner Wiener Neustadt und Bekanntgabe der Eselpaten für das Jahr 2019/2020


Weiterführende Informationen zum hl. Antonius von Padua, Eselwunder und Kapuziner Wiener Neustadt:

Der heilige Antonius von Padua wurde 1195 zu Lissabon geboren. Er war zunächst Augustiner Chorherr und kam mit 17 Jahren in die hervorragende theologische Bildungsanstaltalt des Ordens, das Kloster S. Cruz zu Coimbra, wo er Priester wurde. Wegen seiner Verlangens nach dem Martyrium trat er mit Zustimmung der Oberen zum Franziskanerordern über, wurde auf seinen Wunsch nach Marokko entsandt, wegen Krankheit aber zur Rückkehr gezwungen. Wegen seiner ungewöhnlichen Begabung zur Predigt fiel ihm dieses Amt zu, da bis zu seinem Tod sein eigentliches Wirkungsfeld blieb. 1223 ernannte ihn der hl. Franz von Assisi zum ersten Lektor der Theologie an der Ordenshochschule in Bologna. Er starb am 13. Juni 1231 zu Arcella (Padua).

Ein Jahr später überzeugen die Verehrung der Paduaner und die verschiedenen Wundertaten des hl. Antonius Papst Gregor IX., die Heiligsprechung schnell anzuordnen; am 30. Mai 1232 wird Antonius nur elf Monate nach seinem Tod heilig gesprochen.

1946 erklärt Papst Pius XII. den heiligen Antonius zum Kirchenlehrer und verleiht ihm den Titel ‚doctor evangelicus‘. Als erster Lehrer der Theologie im Minderbrüderorden des hl. Franziskus wurde Antonius Wegbereiter der großen Franziskanertheologen. An das soziale Wirken dieses großen Volkspredigers erinnert das „Antoniusbrot“ (Almosen für die Armen) oder, dass er als Patron der Sozialarbeit, zum Wiederauffinden verlorener Sachen, der Reisenden, der Liebenden, des Viehs und insbesondere der Esel sowie Maultiere und Maulesel verehrt wird.

Der hl. Antonius von Padua und das Eselwunder. Der Grund warum er als Patron der Esel (Maultiere und Maulesel) verehrt wird.
Während Antonius mit einem starrköpfigen Häretiker (Ketzer) über das rettende Sakrament der Eucharistie diskutierte, fordert der Häretiker Antonius heraus, die echte Anwesenheit Christus in der geweihten Hostie mit einem Wunder zu beweisen. Würde es ihm gelingen, würde er sich zum wahren, katholischen Glauben bekehren. Dann erklärte er seinen Plan: Er würde sein Lasttier für drei Tage einsperren und es hungern lassen. Dann würde er es in Gegenwart der Leute herausholen und ihm Hafer zeigen. Antonius solle ihm ebenfalls mit der Hostie gegenübertreten. Wenn das ausgehungerte Tier den Hafer meiden und sich anschcie, seinem Gott zu huldigen, dann würde der Häretiker an die Botschaft der Kirche glauben. Am verabredeten Tag zeigt Antonius dem Esel die Hostie und sprach: „Mit der Kraft und im Namen des Schöpfers, den ich, der ich seiner unwürdig bin, wahrlich in Händen halte, sage ich dir, o Tier, und befehle ich dir, dich ihm umgehend mit Bescheidenheit zu nähern und ihm die gebotene Verehrung zu Teil werden zu lassen!“ Und so geschah es: Das Tier lässt das Futter liegen, neigt den Kopf bis zu den Hufen hinunter, nähert sich dem Heiligen und kniet vor dem Sakrament des Leibes Christi nieder.

Wiener Neustadt: 800 Jahre franziskanische Tradition, 400 Jahre Kapuziner
Das Kapuzinerkloster Wiener Neustadt ist heute das einzige Kloster des Ordens in Niederösterreich. Mit beinahe 800 – jähriger Tradition ist es zugleich das am längsten franziskanisch genutzte Kloster der heutigen Kapuzinerprovinz Österreich-Südtirol (auf Minoriten folgten Kapuziner). Im Jahr der Niederösterreichischen Landesausstellung 2019 leisten die Kapuziner unter dem Motto „Christen in Bewegung“ Beiträge für Stadt und Region.
Die Kapuziner sind im Hinblick auf die NÖ Landesausstellung 2019 bestrebt, aktive Beiträge für Wiener Neustadt und die Region beizusteuern. Im Jahr 2019, dem Jahr der NÖ Landesausstellung in der Statutarstadt Wiener Neustadt, wird bei den Kapuzinern damit auch der Auftakt zum Jubiläumsjahr 2023 „400 Jahre Kapuziner in Wiener Neustadt“ gesetzt.

Die Kapuziner sind neben Franziskanern und Minoriten einer der drei Männerorden, die auf Franz von Assisi zurückgehen. Offiziell anerkannt wurden sie als Reformbewegung des ursprünglichen franziskanischen Ordens 1528 von Papst Clemens VII.
Das Kloster Wiener Neustadt wurde bereits Mitte des 13. Jahrhunderts als Minoritenkloster erbaut – wenige Jahre nach dem Tod des Ordensgründers Franz von Assisi (1228). Die erste verlässliche urkundliche Erwähnung des Hauses stammt aus 1267. Grundsteinlegung für den Umbau zum Kapuzinerkloster erfolgte 1623. Seitdem leben und arbeiten Kapuziner in Wiener Neustadt. Die einzige Unterbrechung erfolgte während der NS-Zeit (1941-1945), in der das Kloster wie viele andere Kapuzinerklöster beschlagnahmt wurde. Nach Kriegsende wurde das Haus dem Orden zurückgegeben und restauriert.
Organisatorisch ist das Kloster Wiener Neustadt mit 16 anderen Niederlassungen Teil der Ordensprovinz Österreich-Südtirol. Das Leben eines Kapuziners beruht auf Leben aus dem Gebet und der Stille, sozialem Wirken bei Bedürftigen und Gemeinschaft untereinander und mit den Menschen im Umfeld.