Das Leonhardifest in Würmla
Die Pfarre und Marktgemeinde Würmla haben am 10. November 2019 um 10 Uhr 15 zum traditionellen Leonhardiritt in den Schlosspark geladen. 75 Reiter und 20 Kutschen folgten der Einladung. Grußbotschaften sprachen Bürgermeister Johannes Diemt, Wolfgang Casr als Vertreter des NÖ Pferdesportverbandes NOEPS sowie Rudolf Mrstik für die Ländlichen Reiter und Fahrer und den Segen gab Pfarrer Josef Balteanu.
Brauchtum und Tradition
Die Leonhardifahrt bzw. der Leonhardiritt ist eine Prozession zu Pferd, die zum Brauchtum in Westösterreich zählt. Sie findet zu Ehren des heiligen Leonhard von Limoges (6. Jhdt.) an seinem Gedenktag, dem 6. November, oder einem benachbarten Wochenende statt. Der Leonhardiritt/Leonhardifahrt vereint Tradition mit Brauchtum und durch die Einbeziehung der Reitvereine folgten immer mehr Reiter von Nah und Fern der Einladung.
Zu Ehren von Leonhard, dem Schutzpatron der landwirtschaftlichen Tiere (heute vor allem der Pferde) werden zu Leonhardi Wallfahrten mit Tiersegnung unternommen. Motiv für die Segnung (oft fälschlich auch Weihe genannt) der Tiere, insbesondere der Pferde, ist ihre Rolle, die sie als Last- und Arbeitstiere für die ländliche Bevölkerung spielten.
Seit tausend Jahren wird Leonhard verehrt – er gilt als Patron der Gefangenen ebenso wie der Geisteskranken, die man früher auch ankettete. Weil er die Königin bei der Geburt begleitete, wird er auch als Schutzpatron der schwangeren Frauen angesehen.
Die Übernahme der Leonhardistandarte kennzeichnet den offiziellen Beginn des Leonhardiritts der Reiter und Gespannfahrer, der zur Kirche und einmal rund um Würmla führt, bevor es zurück geht zum Festakt beim Schloss.
Der bislang urkundlich älteste Ritt, der erstmals 1442 erwähnt wurde, fand in Kreuth am Tegernsee statt. 1809 erging ein staatliches Gebot, das religiöse Umritte untersagte. Als es 1833 durch König Ludwig I. (Bayern) wieder aufgehoben wurde, waren viele von den Leonhardifahrten und -ritten derart abgekommen, dass diese erst neu eingeführt werden mussten oder ganz unterblieben.
Die Tölzer Leonhardifahrt wurde im Juli 2016 als immaterielles Kulturerbe Bayerns anerkannt und im Dezember 2016 in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
Früher, als noch auf jedem Bauernhof Pferde Pflug und Wagen zogen, ritten die Bauern eines Dorfes am Leonharditag zur Kirche, umkreisten sie dreimal – die magische Dreizahl war wichtig! – und opferten dem heiligen Leonhard Wachs, Geld und Votivbilder. Der Pfarrer segnete dann Pferde und Reiter.
Wanderritt zum Leonhardifest
Eine Gruppe um Edith Leitner kombinierte den Leonhardiritt mit einem Wanderritt und legte am Heimweg insgesamt 28,71 Kilometer zurück. Der Heimritt begann mit einem Strecke 15 Kilometer entlang der Perschling bis Böheimkirchen und dann nach Kapelln. Kapelln liegt im Tal der Perschling im exakten Mittelpunkt von Niederösterreich, jeweils wenige Kilometer nordöstlich von St. Pölten und südöstlich von Herzogenburg. Im Altertum war das Gebiet Teil der Provinz Noricum, der Ort lag an der Zivilstraße von Carnuntum über Vindobona (Wien) nach Aelium Cetium (St.Pölten). Aus dem 9. Jahrhundert liegen erste Urkunden vor.
In Mauterheim stand eine Rast an und die Pferde stärkten sich an drei gefüllten Heuraufen. Im Park von Böheimkirchen nahmen sich die Reiter dann Zeit für einen „Cafe latte to go“ der Fa. Hager. Nach 3 Stunden und 33 Minuten kamen alle wohlbehalten zu Hause an.
Quelle: Bericht von Edith Leitner