Alternativen zur Heufütterung – Stroh zufüttern, ja oder nein?
In Zeiten wie diesen, in denen Heu knapp und teuer geworden ist, liegt es nahe, sich mit Alternativen zu beschäftigen, wie z.B. dem Zufüttern von Stroh.
Pferde haben im Verdauungsapparat nur einen geringen Anteil an Enzymen, die Stärke aus dem Futter aufspalten können – sie sind Raufutterfresser! Dem ursprünglichen Futterangebot aus freier Wildbahn kommt Heu also am nächsten.
Über die Nährwerte des Heus entscheidet der Schnittzeitpunkt. Je später geschnitten, desto mehr Rohfaser, weniger Eiweiß und Aminosäuren und weniger Energie steckt im Heu.
Heu wird vom Pferd sehr gründlich durchgekaut. Der dabei entstehende Speichel schützt vor Magengeschwüren, hält den Verdauungsbrei in Bewegung und macht Heu so insgesamt zum Lieblingsfutter der Darmmikroben.
Stroh befriedigt zwar ebenfalls das Kaubedürfnis des Pferdes, es wird dabei jedoch weniger Speichel produziert. © pixabay
Bei den Überlegungen, ob und wie weit sich Heu durch Stroh ersetzen lässt, gilt es also zu beachten, dass Stroh zwar ebenfalls das Kaubedürfnis des Pferdes deckt, dabei jedoch weniger Speichel produziert wird als bei der Heufütterung. Der Verdauungsbrei ist entsprechend trocken und wird nur langsam durch den Magen-Darm-Trakt transportiert, weshalb es zu Anschoppungen kommen kann. Das Kolikrisiko steigt.
Nährwerte von Stroh
Gutes Stroh ist aus Sicht der Energiebereitstellung gutem Heu natürlich unterlegen – es liefert im Mittel über alle Stroharten mit 5,2 MJ DE nur 66 % des Gehaltes von Wiesenheu. Ausschlaggebend hierfür ist in erster Linie der um 1,35 bzw. 1,75fach höhere Rohfasergehalt gegenüber Heu. Von gutem Stroh sollte je 1 kg weniger Heu also etwa 1,52 kg Stroh mehr angeboten werden. Der Gehalt an Rohprotein beträgt im Stroh sogar nur 1/6 (16,7 %) dessen von Heu und bedarf gegebenenfalls einer Ergänzung mit proteinliefernden Komponenten, wie z. B. mit einem Protein liefernden Kraftfutter.
Laut einem Bericht der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen kann als ideales Grobfutter-Ausgleichsfutter zum proteinarmen Stroh z.B. Luzerneheu mit im Mittel 135 g Rohprotein je kg vermischt mit Stroh zugefüttert werden. Eine Mischung von 3 kg Stroh und 1 kg Luzerneheu liefern pro kg Luzerne-Stroh-Mischung etwa die mit 1 kg Heu angebotene Rohproteinmenge und das geringe Mineralstoffangebot im Stroh wird ebenfalls angehoben. Ein derartiges Stroh-Luzerne-Gemisch ist auf jeden Fall besser als minderwertiges Heu.
Mit Sicherheit erfordert der mikrobielle Aufschluss von Stroh wesentlich mehr biologische Aktivität als der von Heu. Ebenso fehlen reichlich Spurenelemente, die die Aktivität der Darmflora erhalten.
– Stroh sollte daher nie mehr als ein Drittel der Raufutterration ausmachen und die Pferde müssen immer Zugang zu Wasser haben! Regelmäßige Bewegung ist ebenfalls obligatorisch!